Lookabout

 Ich zeige, was ich sehe

Stockrose, Juli 2012, KK

16. Juli 2012     

Glück satt

Viele Blumen fallen auf durch ihre leuchtenden Farben, sind aber durchaus lieblich, manchmal gar eher klein. Nicht die Stockrose. Ihre Blütenstengel ragen hoch, sie sind üppig gross, wirken wie Riesengladiolen – während ihre Blüten manchmal merkwürdig blasse Farben haben. Nicht diese hier, nicht jetzt, da die Sonne sie mit der späten aber vollen Julikraft bescheint.

Sie muss einem einfach auffallen, ihre Schönheit muss man sehen. Oder nicht? Ist es mit ihr wie mit dem offensichtlichen Glück – dem man nicht trauen kann, trauen mag, weil “man” sich dieses Glück nicht zutraut, nicht dem eigenen Geschick. Nicht sich selbst?

Es gibt Menschen, die immer wieder verkünden, dass das grosse Glück ihnen wohl nicht beschieden ist. Die Vermutung liegt nahe, dass gerade sie sich nichts so sehr ersehnen, wie dieses Glück zu finden – und andere anklagen, wenn sie selbst blind durchs Leben gehen, blind für jeden Moment fehlenden Unglücks, mit dessen Feier manches Glück erst möglich wird.

Denn das Glück wird niemals zum Freund der Pessimisten.